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Eine Weihnachtsgeschichte

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Ihr Lieben,

Morgen ist es soweit. Heiligabend steht vor der Tür. So viele Briefe und Geschenke haben mich in den letzten Wochen erreicht. Darunter der längste Fanbrief meines Lebens. Und so viele Pakete, die ich erst morgen gespannt öffnen werde. Ihr gebt euch so viel Mühe, was mich sehr rührt. Daher habe ich viel überlegt und mir etwas besonderes ausgedacht, dass ich euch Schenken möchte. Ich habe heute eine kleine Weihnachtsgeschichte geschrieben und hoffe, dass sie euch gefällt und ein wenig in Weihnachtsstimmung bringt.

Ich wünsche euch allen ein wundervolles besinnliches Weihnachtsfest mit lieben Menschen um euch herum. Frohe Weihnachten!

 

Der Weihnachtswunsch
Wie soll diese Geschichte beginnen? Wie wäre es mit dem Anfang den ein jeder kennt. Wie wäre es mit…
Es war einmal.

Es war einmal, vor gar nicht allzu langer Zeit, an einem vierundzwanzigsten Dezember, in einer überfüllten Einkaufsstraße, ein kleiner Junge. Sein Name war Karl. Er saß auf dem kalten Steinboden der Fußgängerzone mit seiner Mütze vor seinen Füßen. Karl hoffte, dass die vorbei rauschenden Menschen Geld geben würden. Doch nur selten gab es eine Reaktion der Erwachsenen oder vorbeirennenden Kindern. Sie schauten ihn nur misstrauisch oder mitleidend an. Andere Jungs die in ihrer Clique vorbeiliefen lachten ihn aus. Doch von all dem konnte sich Karl nichts kaufen. Er war sehr hungrig, immerhin hatte er schon lange nichts mehr gegessen. Dösend lief die Zeit an ihm vorbei. Menschen liefen, wie vom Weihnachtsmann gejagt, von Geschäft zu Geschäft. Sie kamen mit großen Tüten wieder heraus. Glitzernde und leuchtende Schaufenster lockten die anderen Kinder an und brachten ihre Mütter dazu noch etwas aus diesem Geschäft zu kaufen.
Nur in das Geschäft, vor dem der kleine Karl saß, wollte niemand hineingehen. Karl stand von dem kalten Steinboden auf, um sich mal wieder die Füße zu vertreten und schaute durch das Schaufenster des kleinen Ladens. Bücher über Bücher standen dort. Alte gebundene Bücher, die viele Menschen bereits vergessen hatten, mit Geschichten die wieder gelesen werden wollten. Karl las die goldene Aufschrift an der Scheibe. Erich´s Bücherecke. Es fing langsam an zu Dämmern und es wurde immer kälter. Vielleicht konnte sich Karl kurz in dem Buchladen aufwärmen.
Er ging hinein. Ein Glöckchen klingelte um zu läuten, dass er hineingekommen war. Es duftete nach staubigen, alten Büchern gemischt mit dem süßen Geruch von Keksen und Zimt-Orangen-Potpourri. „Ich komme sofort.“, rief eine Stimme aus dem hinteren Teil des Ladens, vergraben in Arbeit.
Karl schaute sich ein wenig um. Er traute sich nicht etwas anzufassen. Doch dort auf einem kleinen Tisch waren Bücher mit Weihnachtsgeschichten aufgebaut. Schön mit Tannenzweigen und Kugeln dekoriert. Ein Buch fiel ihm besonders auf. Es war ein kleines dunkelblaues Buch mit einem Mädchen drauf das ein brennendes Streichholz in der Hand hielt. Dieses Buch hatte er schon einmal gesehen. Irgendwann. Vor langer Zeit, als seine Mutter noch lebte. „Kann ich dir behilflich sein?“, fragte eine ältere Stimme freundlich. Karl wurde ein wenig schüchtern, „Dürfte ich mich ein wenig in ihrem Laden umschauen?“ Ein großer, breiter Herr stand vor ihm. Er trug einen dicken braunen Pullover und eine Kordhose. Er schaute sich den kleinen Mann lächelnd an. „Natürlich. schau dich in aller Ruhe um. Du musst kurz vorm erfrieren sein. So lang wie du schon draußen auf dem Boden sitzt.“ Nun wurde es Karl ein wenig peinlich. Der Mann scheint ihn draußen vor seinem Laden bemerkt zu haben. „Mach dir keine Sorgen, Junge. Wärm dich auf. Außerdem freue ich mich über ein wenig Gesellschaft. Du bist heute der Erste, der meinen Laden betreten hat. Kekse?“.
Karl schaute ihn mit großen Augen an. Eine so offene und freundliche Person hatte er schon lang nicht mehr vor sich gehabt. Die Erzieher aus dem Kinderheim waren alle strenger. Er kannte es nicht anders. Der ernste und müde Blick der Erwachsenen. Die Menschen die vergessen haben, wie es war Kind zu sein. Zu sein wie Karl. Doch dieser Mann hatte einen so warmen und herzlichen Glanz in seinen Augen. Die roten Wangen. Karl nahm sich einen der Kekse von dem Teller, den der Mann ihm reichte, aber konnte seinen Blick nicht von den Augen des Mannes lassen. Der große Herr fing an zu lachen. „Ich bin Erich. Und du?“. „Karl.“, und ass dabei seinen Keks. „Karl. Warum sitzt du den ganzen Tag draußen auf dem Boden? Und sammelst Geld. Wo sind deine Eltern? Wo kommst du her?“. Und da war es wieder. Die Fragen, die Karl nur allzu gewohnt war. Die Fragen die er nicht beantworten wollte. Er wollte nicht zurück ins Kinderheim. „Warum sitzen Sie den ganzen Tag hier im Laden. Wo kommen Sie her, Erich? Wo sind Ihre Eltern?“, Karl hatte gelernt dass zurückzufragen, die meisten Erwachsenen abschreckte und Sie gleich die Flucht ergriffen. Erich schmunzelte. „Also, ich bin Erich. Und sitze hier jeden Tag in meinem Laden um mein Geld zu verdienen. Eher wenig, aber ich bin froh mit dem was ich mache. Ich komme von einem kleinen Ort nicht weit von hier, und meine Eltern leben leider nicht mehr. Und nun zurück zu dir, kleiner Mann.“
Karl hatte nicht mit so einer offenen Art gerechtnet. Er sagte nur, „Das Gleiche.“ und senkte seinen Blick.
Plötzlich wird es Erich ganz lau ums Herz. Er sah die Trauer im Gesicht des kleinen Jungen.
Erich wollte den Jungen aufbauen, „Schau mal. Kennst du diese Geschichte? Soll ich es dir vorlesen? … Das Mädchen mit den Schwefelhölzern.“ Er begann zu lesen und Karl hörte gespannt zu. Wie lang ist es her, als das letzte Mal ihm jemand etwas vorgelesen hatte? Mama. Sie war es. Er lag in seinem Bettchen und hörte dem warmen Klang ihrer Stimme zu. Er fühlte sich damals so geborgen. Auch jetzt kommt dieses Gefühl in ihm auf. Erich erzählte ihm von dem Mädchen, dass ihre Streichhölzer verkaufen wolle und wie sie von den Menschen abgewiesen würde. Von der eisigen Nacht, die sie allein auf der Straße verbringe und ein Streichholz nach dem anderen entflammen ließe um sich daran aufzuwärmen. Jedes Streichholz entführe Sie in eine andere Phantasie. Bis zum dritten Schwefelhölzchen, bei dem Sie ihre verstorbene Großmutter sähe, die sie bei der Hand nähme und in eine andere Welt begleite.
Um so mehr Erich ihm vorlas desto vertrauter wurde Karl dieser große freundliche Mann.
Er fühlte sich auf einmal so geborgen. Karl vermisst dieses Gefühl sehr.
Jemand der auf ihn aufpasst. Und er auf den Anderen. Er möchte wieder in einem warmen Bettchen liegen und etwas vorgelesen bekommen. Erich war nun am Ende seiner Geschichte. Auch er fand ein Gefühl in sich, das er vergessen hatte. Da war ein kleiner Junge, der in ihm etwas erfüllte, wovon er nicht wusste, dass er es vermisste. Er schloss das Buch und schaute auf die Uhr an seinem Handgelenk. „Sechs Uhr. Es ist Zeit den Laden zu schließen.“
Karl war plötzlich aus seiner Phantasiewelt wieder aufgewacht. Erich sprang aus seinem Stuhl auf und holte seinen Mantel von hinten aus dem Laden. Karl wurde plötzlich wieder bewusst was auf ihn wartete. Eine eisige Nacht in der Fußgängerzone. Alle Lichter der Geschäfte waren mittlerweile erloschen. Die Einkaufsstraße schien plötzlich so verlassen und einsam. Wie sehr wünschte er sich Schwefelhölzer, damit er sich ein wenig in der Nacht daran aufwärmen könnte.
Erich schnappte sich seinen Regenschirm der neben der Tür lehnte und gab Karl einen kleinen stoß vor die Tür. Erich verschloss seinen Laden sicher und prüfte zweimal. Zu der dunklen Jahreszeit sind nunmal viele Diebe unterwegs und die Bücher waren sein größter Schatz.
Da stand Karl und schaute auf, zu dem großen Erich, als der sich zu ihm umdrehte.
„Frohe Weihnachten kleiner Karl.“ und reichte ihm seine Hand, die mit einem Lederhandschuh umhüllt war. Karl gab ihm sein kleines kaltes Händchen. „Frohe Weihnachten Erich.“
„Kommst du mich bald wieder in meinem Laden besuchen?“
„Mal sehen. Bestimmt.“ antwortete Karl lächelnd.
Erich ging ein paar Schritte rückwärts, er konnte den Jungen nicht gleich aus seinem Blick lassen. Doch dann drehte er sich um und lief durch die nasse Einkaufsstraße, wie gewohnt, Richtung Bushaltestelle. Er spürte, dass der kleine Junge in seiner dünnen Jacke ihm immernoch nach schaute.
Da stand der kleine Karl nun vor dem Laden und sah dem Mann hinterher. Erichs Silhouette in den Straßenlichtern wurde immer kleiner und kleiner, um so weiter er sich entfernte.
Karl wusste nicht was er machen sollte. Bestimmt käme er bald zu dem Geschäft zurück, um mit Erich zu reden. Doch was machte er heute Nacht? Traurig drehte er sich um und ging in die entgegengesetzte Richtung.

„ Junge, was ist dein größter Wunsch zu Weihnachten?“, Erich stand direkt hinter ihm vor dem Bücherladen. Karl drehte sich verdutzt um. Und wusste nicht, was er sagen sollte.
„Was ist dein größter Wunsch?“
„Ein Zuhause!“
Erich zog seinen Lederhandschuh aus und hielt ihm seine Hand entgegen.
Karl erblickte das liebe Gesicht von Erich und nahm seine Hand.

Frohes Fest wünscht Euch, Kevin 

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