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Ein Traum wurde geboren…

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Wir sitzen im Publikum ziemlich weit Hinten. Meine Eltern und Ich sind das erste Mal in einem Musical. Plötzlich erlischt das Licht. Eine warme Stimme macht uns darauf aufmerksam, dass das Filmen und Fotografieren nicht gestattet sei. Kein Problem, hatte ich nicht vor.
Auf einmal versetzen uns ein Knall und eine Flut von suchenden Lichtern in eine Situation, in der ich noch nie gewesen war. Ich spürte eine riesige Aufregung in mir. Eine Kinderstimme erklärte uns, dass es die Nacht der Nächte sei und das Züge gegeneinander antreten würden. Diesel, Elektrizität und Dampf. Doch der Junge wird durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen. Seine Mutter schickt ihn ins Bett und singt ihm ein Schlaflied. Was als nächstes passierte, hat mein Leben verändert. Ein blaues schummeriges Licht lässt die Silhouette einer Eisenbahnbrücke erkennen. Das Orchester beginnt eine leise, mir nicht ganz unbekannte Melodie zu spielen. Mit jedem Mal, dass sich die Melodie wiederholt, wird sie emotionaler und pompöser. Das blaue Licht wird heller. Ein Trommelwirbel ertönt. Mein Bauch fängt an zu kribbeln. Plötzlich fährt ein zu Mensch gewordener Zug über die Brücke im Licht der Nacht.

Ich war 11, als ich zum ersten Mal Starlight Express besuchte. Doch da war es um mich geschehen. Ich hatte den Traum Musicaldarsteller zu werden. Ich habe damals die ganze Show mit einem Lächeln im Gesicht verfolgt. Wie gern wollte ich der Junge sein, der das ganze Spiel leitet.
Die CD lief von da an in meinem Kinderzimmer rauf und runter. Ich konnte bald jedes Lied meines Idols auswendig. Rusty! Auf der CD natürlich Bernie Blanks. Wie gern wollte ich mal wie er, auf dieser Bühne stehen und der Rolle leben einverleiben. Manchmal erwischte mich meine Mutter, wie ich sogar mit englischem Akzent mitsang, was sie gleich unterband. Meine Inlineskates machten von da an die Nachbarschaft unsicher und die Straßen wurden zu meinen Gleisen. Solang kein Auto kam, versteht sich. Doch um meinem Traumberuf Musicaldarsteller näher zu kommen musste ich auf die Bühne. Gesangsunterricht, Tanzunterricht und zahlreiche Theateraufführungen in der Schule folgten. In der Mini-Playbackshow des SV Neptun in Oer- Erkenschwick hatte ich meinen ersten Auftritt im selbstgebasteltem Rusty-Kostüm und mimte zur Stimme von Bernie. Es kam gut an.

Viele Jahre später hatte ich es geschafft meine Musicalausbildung an der Stageschool Hamburg zu starten. In den Räumlichkeiten der Schule fanden oft Auditions statt. So kam es, dass auch Starlight Express eine Audition bei uns plante. Natürlich habe ich sofort meine Bewerbung abgeschickt. Das lass ich mir nicht entgehen. Einen Schritt näher an meinem Traum. Als ich Freunden erzählte, dass ich meine Bewerbung abgeschickt hätte, bekam ich verschiedene Reaktionen. Einer erzählte, „Oh ich war schon mal da. War echt hart!“. Ein Anderer meinte, „Ich bin nach 10 Minuten rausgeflogen.“, „Letztendlich haben sie nur 3 zum Singen weiter gelassen.“, kam von noch einem. Aber nein. Es sollte mich nicht schocken. Ich machte ihnen klar, dass ich es trotzdem versuchen würde. Am Morgen der Audition, machte ich mich wie gewohnt auf den Weg zur Schule. Ich war aufgeregt, doch voller Tatendrang. Ich ging ins Gebäude, ging um die Ecke nach dem Treppenhaus und da sah ich es schon, den Empfang. Leute standen am Tisch und meldeten sich zur Audition an. Ich blieb plötzlich wie angewurzelt stehen. Meine Hände fingen an zu schwitzen. Mein Gesichtsausdruck fror ein. Wie im Film drehte ich mich mit dem Ausdruck um, und verliess eilig die Schule. Ich konnte es nicht. Vielleicht war es die Angst vor der Enttäuschung. Ich habe mich viele Tage danach über mich selbst geärgert. „Dies hätte deine Chance sein können!“

Ein paar Jahre später. Ich hatte bereits meinen ersten Job in Berlin bei „Tanz der Vampire“. Mein Mitbewohner erzählte mir, dass er von einem Musical-Fernseh-Casting mit Thomas Gottschalk gehört hätte. Er meinte ich solle mich dort unbedingt bewerben. Ich nahm ihn irgendwie nicht ernst. Ich hatte ja schon einen Job. Doch er drängte mich regelrecht dazu, worüber ich ihm Heute sehr dankbar bin. Also nahm ich das Anmeldeformular und füllte es aus. Bis ich an einen Punkt kam, wo ich stutzig wurde. „Kenntnisse in Rollschuhlaufen. Von 1 bis 10.“ Ist das etwa für…?! Ich ging hektisch noch mal das Infomaterial durch. Doch nirgendwo die Rede von Starlight Express. Ich füllte also weiter aus und schickte den Bogen ab. Kurze Zeit später erhielt ich die Einladung und ging zur ersten Castingrunde in Bremen. Ich gab meine ersten Interviews vor der Kamera. Und die Kamera verfolgte mich von da an. Ich fing an das ganze zu genießen. Es machte Spaß und war irgendwie neu für mich. Im laufe des Tages erfuhr ich, dass es hierbei darum ging einen Rusty und eine Pearl zu finden. Plötzlich holte mich die Panik von früher wieder ein. Doch was sollte ich machen? Ich habe meine ersten Interviews bereits gegeben. Ich konnte nicht vor der Kamera einfach das Theater verlassen. Wie kommt das im Fernsehen später rüber?! Ich musste also all meinen Mut zusammenhalten und zog es durch. Und es war die richtige Entscheidung. Ich kam durch die ersten Castingrunden. Durch die Live-Shows. Und dann kam das Finale, „Musical Showstar 2008“. Ich konnte es nicht glauben, als mein Name im Zusammenhang mit dem Titel fiel. Mein Traum wurde wahr. Ich durfte Rusty spielen. Ich war wieder im Schock. Aber positiv. Das, woran ich immer glauben wollte, aber nie gedacht hätte, dass es wahr werden könnte, war plötzlich meine Realität. Ich dachte immer, so was passiert nur im Fernsehen. Aber ich war ja im Fernsehen. So viele Gedanken überwältigten mich auf einmal. Und ich glaube es hat Jahre gedauert, bis ich wirklich realisiert habe, was da passiert ist.

Wieder ein paar Jahre später, bat mich der Bürgermeister der Stadt Oer-Erkenschwick, einen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt zu machen. Ich fühlte mich so geehrt. Für mich als Erkenschwicker ist das eine riesige Sache. Doch mir war ganz klar, was ich auf meiner Seite schreiben wollte.
„Hier wurde ein Traum geboren. Und ein Traum wurde wahr! Kevin Köhler“

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